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EU Data Act: Auswirkungen auf digitale Lösungen

Der EU Data Act wurde am 22. Dezember 2023 im Amtsblatt der EU veröffentlicht und wird am 12. September 2025 in Kraft treten. Er ist ein zentraler Bestandteil der europäischen Datenstrategie, die darauf abzielt, den Zugang zu und die Nutzung von Daten in der Europäischen Union zu fördern. Ziel ist es, ein Datenökosystem zu schaffen, das Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und die Schaffung von Mehrwert für Unternehmen und Bürger gleichermaßen unterstützt. In diesem Artikel untersuchen wir die wichtigsten Bestimmungen des EU Data Act und seine potenziellen Auswirkungen auf digitale Lösungen.

Was ist der EU Data Act?

Der EU Data Act wurde im Februar 2022 von der Europäischen Kommission vorgeschlagen und zielt darauf ab, den Zugang zu Daten zu erleichtern und die Bedingungen für die Nutzung von Daten zu verbessern. Der Gesetzesentwurf hat das Potenzial, die Art und Weise, wie Unternehmen, öffentliche Einrichtungen und Bürger mit Daten umgehen, erheblich zu verändern. Der Data Act ergänzt die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und das Datenschutzgesetz für elektronische Kommunikation (ePrivacy-Verordnung), indem er sich auf die Nutzung und den Austausch von Daten konzentriert.

Schlüsselziele des EU Data Act:

  • Förderung des Datenzugangs: Unternehmen und öffentliche Einrichtungen sollen einfacher auf Daten zugreifen können, um Innovationen und datengetriebenes Wachstum zu fördern.
  • Datenportabilität: Der Act soll sicherstellen, dass Nutzer die Kontrolle über ihre Daten behalten und diese zwischen verschiedenen Anbietern transferieren können.
  • Interoperabilität: Die Förderung von offenen Standards soll die Interoperabilität von Systemen und Anwendungen unterstützen.

Wesentliche Bestimmungen des EU Data Act

Die zentralen Bestimmungen des EU Data Act betreffen folgende Aspekte:

Zugangsrechte

Der Data Act legt fest, dass Unternehmen, die Daten erzeugen oder verarbeiten, dazu verpflichtet sind, diesen Datenzugang für andere Unternehmen und öffentliche Stellen zu ermöglichen. Dies könnte insbesondere für Unternehmen relevant sein, die IoT-Geräte oder andere datenproduzierende Technologien verwenden.

Datenportabilität

Nutzer sollen die Möglichkeit haben, ihre Daten einfach zwischen verschiedenen Plattformen und Anbietern zu übertragen. Dies fördert nicht nur den Wettbewerb, sondern gibt den Nutzern auch mehr Kontrolle über ihre Daten.

Interoperabilität

Der Data Act fördert die Entwicklung und Einführung offener Standards, die es verschiedenen Systemen und Anwendungen ermöglichen, effizient miteinander zu kommunizieren. Dies ist besonders wichtig für digitale Lösungen, die auf den Austausch von Daten angewiesen sind.

Auswirkungen auf digitale Lösungen

Der EU Data Act hat weitreichende Auswirkungen auf digitale Lösungen und deren Entwicklung. Hier sind einige der wichtigsten Aspekte:

Änderungen in der Datenverarbeitung

Unternehmen müssen ihre Datenverarbeitungsprozesse überdenken, um sicherzustellen, dass sie den neuen Anforderungen des Data Acts entsprechen. Dies könnte die Anpassung von Software und Systemen erfordern, um Daten effizienter zu erfassen, zu speichern und zu übertragen.

Neue Geschäftsmodelle

Die Möglichkeit, Daten zwischen verschiedenen Anbietern zu portieren, eröffnet neue Geschäftsmöglichkeiten. Unternehmen können innovative Geschäftsmodelle entwickeln, die auf den Austausch von Daten und den Zugang zu neuen Märkten abzielen.

Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit

Durch den vereinfachten Zugang zu Daten können Unternehmen schneller auf Marktveränderungen reagieren und datengetriebene Entscheidungen treffen. Dies erhöht die Wettbewerbsfähigkeit und fördert die Innovationskraft in der gesamten Branche.

Erhöhte Verantwortung für Unternehmen

Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie die neuen Regelungen einhalten, was zu erhöhten Anforderungen an die Compliance und das Risikomanagement führt. Es wird entscheidend sein, geeignete Maßnahmen zum Datenschutz und zur Datensicherheit zu implementieren.

Förderung von Partnerschaften

Die Anforderungen des Data Acts könnten dazu führen, dass Unternehmen verstärkt Partnerschaften eingehen, um Daten auszutauschen und innovative Lösungen zu entwickeln. Diese Zusammenarbeit kann den Zugriff auf wertvolle Datenquellen erleichtern und neue Erkenntnisse generieren.

Konsequenzen und Strafen

Die Ziele müssen für dein Projekt und die Gesamtstrategie deines Unternehmens relevant sein. Überlege, wie das Ziel zur Erreichung der langfristigen Vision beiträgt.

Verwarnungen und Bußgelder

Unternehmen, die gegen die Bestimmungen des EU Data Act verstoßen, könnten zunächst mit Verwarnungen und Bußgeldern belegt werden. Die Höhe dieser Bußgelder könnte abhängig von der Schwere des Verstoßes und dem Umsatz des Unternehmens variieren. In vielen Fällen wird die Höhe der Strafe so festgelegt, dass sie disziplinierend wirkt, um zukünftige Verstöße zu vermeiden.

Einschränkungen oder Verbot der Datenverarbeitung

Bei schweren oder wiederholten Verstößen könnten Behörden Unternehmen die Verarbeitung bestimmter Daten untersagen oder Einschränkungen auferlegen. Dies könnte bedeuten, dass ein Unternehmen temporär oder dauerhaft keine Daten mehr sammeln, speichern oder verarbeiten darf, was erhebliche Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit haben könnte.

Rechtliche Schritte

Betroffene Nutzer oder Unternehmen könnten rechtliche Schritte gegen ein Unternehmen einleiten, das gegen die Bestimmungen des EU Data Act verstößt. Dies könnte zu zivilrechtlichen Klagen und weiteren finanziellen Konsequenzen führen.

Regulatorische Prüfungen

Unternehmen, die gegen die Bestimmungen des Data Acts verstoßen, könnten zusätzlichen regulatorischen Prüfungen unterworfen werden. Dies könnte zu einer intensiveren Überwachung und häufigeren Audits führen, was zusätzliche Ressourcen und Kosten verursachen kann.

Konkrete Beispiele

Im Rahmen des EU Data Acts werden Unternehmen vor neue Herausforderungen und Chancen gestellt. Die Regelungen des Data Acts sollen den Zugang zu Daten verbessern, die Interoperabilität fördern und den Nutzern mehr Kontrolle über ihre Daten geben. In den folgenden Beispielen wird deutlich, wie diese neuen Bestimmungen konkrete Auswirkungen auf Datenmarktplätze für Unternehmensdaten sowie auf Cloud-Dienste und deren Datenportabilität haben können.

Datenmarktplätze für Unternehmensdaten

Beispiel: Ein Unternehmen, das als Datenmarktplatz fungiert, ermöglicht es Firmen, ihre gesammelten Daten zu verkaufen oder zu teilen, um zusätzliche Einnahmen zu generieren. Der EU Data Act verpflichtet solche Marktplätze, sicherzustellen, dass die Daten, die angeboten werden, unter fairen Bedingungen bereitgestellt werden und die Zugriffsrechte klar geregelt sind.

Auswirkung: Der Datenmarktplatz muss transparente Richtlinien für den Datenzugang und die Datenverwendung implementieren. Das Unternehmen muss sicherstellen, dass die Anbieter ihre Zustimmung zur Datennutzung gegeben haben und dass die Daten anonymisiert werden, um den Datenschutz zu gewährleisten. Außerdem könnte der Marktplatz Schnittstellen bereitstellen müssen, die eine einfache Integration für Käufer und Verkäufer ermöglichen.

Cloud-Dienste und Datenportabilität

Beispiel: Ein Cloud-Anbieter bietet Unternehmen Speicher- und Datenverarbeitungsdienste an. Im Rahmen des EU Data Acts sind die Anbieter verpflichtet, Nutzern eine einfache Möglichkeit zur Datenportabilität zu bieten, sodass sie ihre Daten problemlos zwischen verschiedenen Cloud-Diensten übertragen können.

Auswirkung: Der Cloud-Dienst muss Funktionen zur Verfügung stellen, die es den Nutzern ermöglichen, ihre Daten in standardisierten Formaten zu exportieren. Dazu gehören APIs und Tools, die eine nahtlose Migration von Daten zu anderen Cloud-Anbietern oder internen Systemen ermöglichen. Unternehmen könnten auch verpflichtet sein, ihre Nutzern Informationen über die Nutzung und Speicherung ihrer Daten bereitzustellen.

CRM-Systeme

Beispiel: Ein Unternehmen nutzt ein Customer Relationship Management (CRM)-System, um Kundendaten zu verwalten und Marketingkampagnen durchzuführen. Der EU Data Act verpflichtet das Unternehmen, sicherzustellen, dass die Kundendaten für Kunden zugänglich sind, damit sie ihre Informationen einfach exportieren oder zu einem anderen Anbieter wechseln können.

Auswirkung: Das CRM-System muss Funktionen zur Datenportabilität bieten, sodass Kunden ihre Daten ohne großen Aufwand exportieren können. Dies könnte eine Änderung der Benutzeroberfläche und die Implementierung von APIs zur Unterstützung der Datenmigration erfordern.

Webanwendungen

Beispiel: Eine Webanwendung zur Verwaltung von Projekten ermöglicht es Nutzern, ihre Fortschritte zu verfolgen und Dateien auszutauschen. Mit Inkrafttreten des EU Data Act müssen die Betreiber der Anwendung sicherstellen, dass die Nutzer die Kontrolle über ihre Daten haben und diese problemlos zwischen verschiedenen Plattformen übertragen können.

Auswirkung: Die Webanwendung muss eine Benutzeroberfläche für den Export von Projektdaten bereitstellen und sicherstellen, dass alle Daten in einem interoperablen Format vorliegen. Dies könnte auch die Entwicklung von Schnittstellen zu anderen Anwendungen zur Datenintegration erfordern.

IoT-Lösungen

Beispiel: Ein Unternehmen produziert Smart-Home-Geräte, die Daten über den Energieverbrauch sammeln und an eine zentrale Plattform senden. Der EU Data Act erfordert, dass die Daten, die von diesen IoT-Geräten generiert werden, für die Nutzer zugänglich sind, damit sie diese Daten nutzen oder an Drittanbieter weitergeben können.

Auswirkung: Die IoT-Plattform muss Mechanismen zur Verfügung stellen, die es Nutzern ermöglichen, ihre Daten einfach abzurufen und sie an andere Dienstleistungen oder Anwendungen zu übertragen. Dazu gehört möglicherweise die Entwicklung von APIs, die eine nahtlose Integration mit anderen Smart-Home-Systemen oder Energiemanagement-Tools ermöglichen.

Der EU Data Act stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung eines offenen und fairen Datenmarktes dar. Diese Regelung wird nicht nur unsere Wettbewerbsfähigkeit stärken, sondern auch Innovation und Zusammenarbeit in der gesamten Branche fördern. Wir sind bestrebt, die neuen Anforderungen proaktiv umzusetzen und unsere Kunden dabei zu unterstützen, das volle Potenzial ihrer Daten auszuschöpfen.

Till Neitzke

Fazit: EU Data Act

Der EU Data Act stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung eines offenen und wettbewerbsfähigen Datenmarkts in Europa dar. Er fördert den Zugang zu Daten, die Interoperabilität von Systemen und die Portabilität von Daten zwischen verschiedenen Anbietern. Für digitale Lösungen bedeutet dies, dass Unternehmen ihre Datenstrategien überdenken und anpassen müssen, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden.

Mit den richtigen Maßnahmen können Unternehmen jedoch von den Möglichkeiten profitieren, die der Data Act bietet, und ihre Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit steigern. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie der Data Act in der Praxis umgesetzt wird und welche Veränderungen er in der digitalen Landschaft mit sich bringt.

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